Danke an Trailrunning Rhein-Eifel für den Praxistest!👍
Kurztest: Hoka One One Speedgoat 1 (&2)
Hoka geht zurzeit richtig durch die „Decke“:
2016 war Hoka Nummer 2 der beliebtesten Schuhmarken auf Kona/Hawaii beim dortigen IRONMAN.
Dieses Jahr haben einige Hoka-Runner den UTMB&CCC in Chamonix geROCKT.
So hat Hayden Hawks mit dem Speedgoat2 den CCC – dem kleinen Bruder des UTMB- mit immerhin 101km und 6.100hm gewonnen.
Da lag es nicht fern, sich den Speedgoat einmal näher anzuschauen.
Leider konnte mir Hoka derzeitig nur den Speedgoat1 zur Verfügung stellen. Das „2er-Modell“ hatte ich allerdings schon mal für einen kurzen Testlauf am Fuß und kann so die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Modelle (zumindest einigermaßen ) darstellen.
Sofern ich doch noch an einen „2er“ komme, werde ich genauere Infos nachreichen
Name:
Woher kommt der Speedgoat? Das Modell wurde nach Karl Meltzer, bekannt unter dem Neckname „Speedgoat Karl“ – einem der erfolgreichsten Ultraläufer überhaupt –, benannt. Mit dem Ultralauf „Speedgoat50k“ hat dieser einen der anspruchsvollsten 50 Kilometer-Ultraläufe der USA ins Leben gerufen. Ebenso hält Karl die Bestzeit auf dem Apalachian Trail – 3.500km !!
Also stellt sich die Frage, ob der Speedgoat diesem Namen gerecht werden kann….
Technische Daten:
Modell: Speedgoat 1
Sprengung: 5 mm (28mm/33mm)
Gewicht: 350g US 13 (!)
Damengröße: EU 36 – 44
Herrengröße: EU 40 – 49 1/3 (!)
UVP: 130,00 €
Der Speedgoat 2 hat fast identische Daten.
Optik, Passform, Verarbeitung:
Wie von Hoka gewohnt ist der Speedgaot sehr gut verarbeitet, alle Nähte und Klebestellen sind sehr sauber gemacht.
Es gibt auch wie immer verschiedene, sehr farbfrohe Modell-Varianten, wobei der Speedgoat2 noch knalliger daherkommt.
Ich brauche bei Hoka anscheinend immer eine halbe Nummer „größer“, also US13 statt 12,5. Dies sollte man ggfls beachten.
Anders als der bereits getestete Hoka Tracer, ist der Speedgoat in beiden Modellen eher weit geschnitten, also gut für breitere Füße. Der „2er“ hat zudem eine breitere Zehenbox. Man kann beide aber gut „eng schnüren“. Zudem soll das Obermaterial nun noch haltbarer sein. Mir ist beim 1er allerdings nichts negativ (in Sachen Haltbarkeit) aufgefallen.
Laufeigenschaften:
Trotz seines etwas „klobigen“ Aussehens läuft sich der Speedgoat durchaus dynamisch. Man versinkt nicht im Schuh. Er rollt sehr gut ab und stellt den Läufer durch die geringe Sprengung sehr schön auf den Mittelfuß.
Keine Panik – auch Versenläufer kommen super mit ihm klar. Ich merke als „Mittelfußläufer“ jedoch, wenn ein Schuh eher einen geringeren Drop hat. Dies kommt meinem Laufstil besonders entgegen.
Stabilität, Dämpfung, Protektion:
Es wurde hier und da geschildert, dass der Speedgoat durch seinen angeblich höheren Stand leicht „kippelig“ sein kann. Dies kann ich nicht bestätigen:
Zu einen „baut“ er gerade im Versenbereich nicht höher als einige Konkurrenzmodell, die auch 32-33mm haben. Lediglich im Vorfussbereich hat er 3-4mm mehr und deswegen ja auch eine geringere Sprengung als andere. Man sollte aber beachten, dass beide Speedgoats eher weit geschnitten sind, so dass man bei schnellen Richtungswechseln und schräg am Berg „im Schuh seitlich wegrutschen kann“.
Also: Fest schnüren!
Wünschen würde ich mir allerdings ein Schnürsystem a la „Salomon“ oder zumindest eine „Schnürsenkel-Garage“ oben an der Zunge.
Lediglich in sehr flachen und gering gedämpften Race-Trailschuhen steht man tiefer, dann aber auch mit weniger Protektion und deutlich weniger Dämpfung.
Und gerade die Dämpfung ist die große Stäke beider Speedgoats!
Im Downhill hat man irgendwie das Gefühl, wie auf einem „MTB-Fully“ bergab zu „fliegen“.
Man hat nie das Gefühl, dass er an seine Grenze kommt. Es ist immer noch etwas Reserve vorhanden. Man kann nahezu bedenkenlos Gas geben. Klasse!
Ebenso ist durch die 28mm im Vorfussbereich keine Protektionsplatte nötig. Der Schuh schluckt auch spitzere Steine unproblematisch. Gerade bei langen Läufen kommt es des Öfteren vor, dass man auf spitze Steine tritt und diese quasi „durchschlagen“. Bei mir führt das dann zu Druckschmerzen im Bereich des Großzehengelenks. Bei Speedgoat kam das nicht vor! Auf eine stabile Zehenkappe wurde zugunsten eines einfachen Overlays verzichtet – mir persönlich reicht das vollkommen aus.
GRIP:
Auch hier kann ich fast ausschließlich sehr gute Noten vergeben!
Trockene Beläge – kein Problem!
Auf weichem Waldboden, nassem Gras, im Matsch trumpft er groß auf. Selbst auf Asphalt hat man keine Probleme, selbst auf nassem Holz und glatten, nassem Fels braucht man keine Angst haben.
(Unter uns – nasses Holz und nassglatter Fels sind eh „schwierig“! Da sollte man immer Tempo rausnehmen und aufpassen! Aber andere Anbieter schwächeln hier deutlicher! )
Der Speedgoat2 hat eine Außensohle mit etwas tieferen (evt. mit Vorteilen im Matsch) und stabileren Stollen, die ein wenig mehr Auflagefläche bieten dürften – ergo tendenziell besser auf glatten, festen Belägen.
Ergo – die „MegaGrip-Sohle“ von Vibram hält ihr Versprechen! Diese Außensohlen wissen fast immer zu überzeugen.
Fazit:
HOKA „ROCKT“, insbesondere der Speedgoat. Egal welche Version man nun an die Füße bindet, man hat mit dem Speedgoat einen außerordentlich gut gedämpften nicht allzu schweren Trailschuh, der auch auf schwierigem Gelände/Trails zu überzeugen weiß. Unebenheiten und Steine werden souverän geschluckt und auch der Grip ist zuverlässig. Läufer mit sehr schmalen Füßen sollte aber unbedingt vorher Probelaufen, da beide Modelle eher weit geschnitten sind.
Dass der Speedgoat (2) den diesjährigen CCC „gewonnen“ hat, wundert mich daher nicht. Ein richtig toller Schuh, auch fürs Hochgebirge!
Beider Modelle agieren „auf Augenhöhe“ – da kann also die Optik und der Preis entscheiden, zumal es den Speedgoat1 als Auslaufmodell oft deutlich günstiger gibt.
Was ich mir wünschen würde: Einen Clifton TR und einen Trail TRacer, also noch ein paar Trailschuh-Leichtgewichte mit schmalerem Leisten und unter 300g in US13. Dann könnte man noch schöner „fliegen“
P.S.: Den 2017 “LAVA MAG RUNNING SHOE COUNT” hat HOKA dieses Jahr bei den IRONMAN WORLD CHAMPIONSHIPS/ KONA, Hawaii übrigens gewonnen! So schließt sich der Kreis.
Chapeau !
Fotos: HOKA und eigene